Babyelefanten im Sheldrick Elephant Orphanage in Nairobi

Elefanten und Kenia - das passt zusammen. Selbst in der Hauptstadt Nairobi kannst du Elefanten sehen. Allerdings nicht im Nationalpark, sondern in einem Elefantenwaisenhaus. Das Daphne Sheldrick's Elephant Orphanage ist eine der beliebtesten Touristenattraktionen in Nairobi. Hier leben kleine Elefanten, die durch etwa Wilderei zu Waisen wurden oder verletzt nicht in der Wildnis hätten überleben können, sowie Nashornkinder. Sie werden von Sheldrick aufgenommen und aufgepäppelt, ehe sie Jahre später im Tsavo East Nationalpark ausgewildert werden. Bei einem Besuch können Touristen mehr über die Tiere und die Auswilderung erfahren und sie mit Glück sogar streicheln.


Das ist das Sheldrick Elephant Orphanage in Nairobi

Wilderei ist in vielen afrikanischen Ländern nach wie vor ein großes Problem. 450.000 Afrikanische Elefanten gibt es schätzungsweise noch, davon leben die meisten in Botswana, aber auch Simbabwe, Namibia, Südafrika, Kenia und Tansania  bieten vielen Elefanten Lebensraum.

 

Tierschutzorganisationen schätzen, dass jährlich bis zu 50.000 Elefanten gewildert werden, allein in Tansania waren es binnen zehn Jahren 65.000 gewilderte Elefanten - dementsprechend sank der Bestand auch kontinuierlich und Elefanten gelten heute als bedrohte Tierart.

 

Als ich geboren wurde, im Jahr 1986, lebten in Afrika und Asien noch noch weit mehr als 1 Million Elefanten, als meine Uroma geboren wurde sogar 100 Millionen.  Laos in Asien nannte man früher das "Land der Millionen Elefanten" - heute ist es das "Land der 1000 Elefanten".

Wird eine Elefantenkuh gewildert, ist nicht nur ihr Leben vorbei. Auch auf das Leben ihrer Nachkommen hat es Auswirkungen. Elefantenkinder sind nämlich sehr auf ihre Mutter fixiert. Weibliche Elefantenkinder bleiben ihr Leben lang an der Seite ihrer Mutter, sie leben gemeinsam in einer Herde. Bullen hingegen lösen sich nach zwölf bis 15 Jahren von der Herde der Mutter und schließen sich einer neuen Herde an. Wer eine Elefantenkuh wildert, zerstört also immer auch das Leben der Kinder - denn eigentlich sind immer welche betroffen. 

 

Sind die Elefanten noch klein, wenn die Mutter wegen ihrer Stoßzähne gewildert wird, lernen sie viele wichtige Dinge nicht, die sie zum Überleben brauchen. Sie haben keine Chance. Und hier setzt die wertvolle Arbeit des Sheldrick Wildlife Trusts ein. Die Tierschützer kommen, wenn ein verwaistes Elefantenkind in Kenia gefunden wird und bringen es nach Nairobi. Angrenzend zum Nairobi Nationalpark gibt es dort ein größeres Areal, wo die Kinder aufgepäppelt werden.


Sheldrick Elephant Orphanage: Elefantenbabys aufpäppeln

Arbeit haben die vielen Betreuer natürlich immer, zuschauen darf man als Besucher aber nur eine Stunde täglich. Von 11 bis 12 Uhr werden die Baby-Elefanten zu den Matschlöchern geführt und bekommen Flaschen mit Milch von den Pflegern und Äste zum Spielen. Dazu gibt es Wasserkanister, die zum Trinken wie zum Plantschen dienen. 

 

Die Arbeit, die Elefantenkinder großzuziehen und auf die Auswilderung vorzubereiten, ist sehr intensiv. Es dauert bis zu 15 Jahre, bis die Tiere wieder in Freiheit leben können.  

 

Die Elefantenkinder verbringen die erste Zeit im Sheldrick Elephant Orphanage in Nairobi, nach wenigen Jahren ziehen sie dann in eine der vier Einrichtungen in oder am am Tsavo East Nationalpark um. Dort lernen sie nach und nach das Leben in freier Wildbahn und ihre wilden Artgenossen kennen - die Versorgung und auch der menschliche Kontakt wird über die Jahre eingeschränkt. Nach 8 bis 15 Jahren, je nachdem, wie es läuft und je nachdem, ob eine Gruppe gemeinsam bereit ist für die Auswilderung, werden die Tiere im Tsavo East Nationalpark ausgewildert.

 

Die Elefanten entscheiden dabei selbst, wenn es soweit ist. Tagsüber sind sie mit ihren Pflegern in einer größeren Gruppe im Nationalpark unterwegs. Wenn es dann abends zurückgeht, entscheidet ein Elefant (oder eine Gruppe), nicht mehr mitzukommen. Bleibt er länger fern, ist er ausgewildert und bekommt keine menschliche Unterstützung mehr. Er lebt nun sein eigenes Leben. 

 

Ich hatte auch schon das Glück, eine ausgewilderte Elefantenfamilie im Tsavo East Nationalpark zu treffen. Laut unseres Guides erkennt man die Tiere vor allem daran, dass sie weniger scheu sind, was Autos und Menschen angeht. Die im Tsavo East Nationalpark aufgewachsenen Elefanten seien deutlich aggressiver und angriffslustiger. Besonders schön war, dass einige der ausgewilderten Elefanten selbst Junge hatten. 



Patenschaft für einen Elefanten des Sheldrick Orphanage

Die Arbeit des Sheldrick Wildlife Trusts, der das Sheldrick Elephant Orphanage betreut, finanziert sich zum Großteil über Spenden und Einnahmen aus der Publikumsarbeit. Dazu gehört das Eintrittsgeld von 20 USD oder ungefähr 2500 kenianische Schilling (der aktuelle Tageskurs zählt), das man für die tägliche Spielstunde zahlt. 

 

Ein viel größeres Gewicht hingegen haben Patenschaften, die man abschließen kann. Preis und Programm sind toll und wer etwas Gutes für die Tierwelt tun mag, sollte sich hierzu mal informieren. 

 

Eine Patenschaft im Programm "Adopt an Orphan" kostet im Jahr 40 Euro und bezieht sich auf einen Elefanten. Die Patenschaft kann auch online abgeschlossen werden. Der Pate bekommt per Mail Updates zum Patentier und zudem auch immer mal wieder Goodies wie Zeichnungen. Ich habe kürzlich meiner Mama eine Patenschaft geschenkt und sie ist ganz begeistert davon, wie das Programm aufbereitet ist und wie viele Informationen sie zu ihrem Roho, so heißt ihr Elefantenkind, bekommt. 


Sheldrick Elephant Orphanage: Tipps für deinem Besuch

Für die allgemeine Öffentlichkeit ist das Sheldrick Elephant Orphanage täglich von 11 bis 12 Uhr geöffnet.

 

Der Besuch kostet 20 USD oder das Äquivalent dazu in Kenianischen Schilling (je nach Wechselkurs an dem Tag) für alle ab vier Jahren. Bis Corona hat man den Eintritt direkt vor Ort bar bezahlt, das geht heute nicht mehr. Die Tickets müssen online gebucht werden. Man kann drei Monate im Voraus buchen und sollte das auch tun, denn die Plätze sind limitiert und begehrt. 

 

Seit Sommer 2023 fällt eine weitere Gebühr an: Der Eintritt zum Nairobi Nationalpark! Das Gelände von Sheldrick befindet sich auf dem des Nationalparks und jahrelang war es durch den separaten Zugang nicht notwendig, auch für den Park den Eintritt zu bezahlen. Das ist nun anders. Jeder Besucher braucht also auch ein gültiges Eintrittsticket für den Nairobi Nationalpark am Besuchstag. Der Eintritt kostet 43 USD und die Tickets müssen online gebucht werden. Es ist zu empfehlen, vor dem Besuch bei Sheldrick einen Morning-Game-Drive im Nationalpark zu machen, um die 43 USD nicht zu verschwenden.  

 

 

Der Zutritt zum eigentlichen Gelände ist erst kurz vor 11 Uhr gestattet. Allerdings sollte man gegen 10.30 Uhr da sein, weil es eine Weile dauert, bis jeder seine Tickets vorgezeigt hat. Auf dem eigentlichen Gelände verteilt sich die Besuchermasse dann entlang der Absperrungen (ein Seil).

 

Auf dem Weg solltest du übrigens auch einen Blick nach rechts und links wagen: Hier leben auch einige Warzenschweine, die nicht mehr ganz so scheu sind und durch den Nairobi Nationalpark nebenan kommen auch mal andere Tiere vorbei, zum Beispiel Antilopen - oder wie bei mir neulich eine Schildkröte!

 

Die Zufahrt zum Sheldrick Elephant Orphanage, oft auch Nairobi Nursery genannt, befindet sich am südwestlichen Zipfel des Nairobi Nationalparks, rund 8 Kilometer südlich (immer an der Langata, beziehungsweise Magadi Road folgend) des Main Gates vom Nationalpark. Obacht: Auf Google Maps ist der Pin fehlerhaft und zeigt den Eingang zum Nairobi Animal Orphanage, einer Art Zoo direkt am Nationalpark (nicht besuchenswert!). Gib stattdessen Sheldrick Wildlife Trust bei Google ein, dann erreichst du dein Ziel.  

 

Von der Hauptstraße aus ist es noch rund ein Kilometer bis zur eigentlichen Anlage, es geht durch Gelände, das zum Nairobi Nationalpark gehört. Wenn du privat mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Uber anreist, ohne Tour oder Guide, der dich schon im Nationalpark begleitet hat, ist für das Fahrzeug an der Hauptstraße Schluss, denn hier wird das Eintrittsticket für den Nationalpark kontrolliert. Bei meinem letzten Besuch im Januar 2024 waren für diesen Fall kostenlose Shuttles eingerichtet, die einen hoch- und nach der Besuchsstunde wieder runter zur Hauptstraße gebracht haben. 

 


So läuft die Elefantenstunde bei Sheldrick in Nairobi ab

Wenn sich um 11 Uhr alle Touristen entlang des Absperrseils platziert haben, dauert es nur noch kurz, bis es losgeht. 

 

Welches Tier zuerst kommt, hängt ein wenig davon ab, welche gerade da sind. Bei meinen ersten beiden Besuchen kamen die jüngsten Elefantenkinder direkt aus der Natur im Hintergrund angelaufen.

 

Bei meinem dritten Besuch gab es ein Baby-Nashorn, das aufgepäppelt wurde. Raha kam zuerst, alleine mit ihrem Keeper. Ganz gemütlich marschierte sie einmal entlang des Seils herum, immer an der Seite ihres Keepers. 

 

Die Elefanten selbst kommen in zwei Gruppen, erst die etwas jüngeren Tiere, später die älteren, sodass die Elefantenkinder nicht zu lange im Fokus stehen. Die Tiere bewegen sich innerhalb ihres Reviers frei und das bedeutet auch, dass sie gerne mal an den Rand kommen und Kontakt zu den Menschen aufnehmen. Das ist in diesem Stadium auch noch erlaubt, man kann die Tiere streicheln (was ich persönlich etwas merkwürdig finde), insofern sie das zulassen und zu einem kommen. 

 

 

Während der Stunde werden die Elefanten nach und nach vorgestellt. Mit Mikrofon ausgestattet berichtet ein Keeper mehr zu den Elefantenkindern, wie sie heißen, wie alt sie sind und wo und wie man sie gefunden hat. Und leider auch: wie verletzt sie waren. Viele der Babyelefanten sind in Fallen von Wilderern getreten und wurden dadurch bisweilen lebensgefährlich verletzt. Andere wurden unverletzt gefunden, haben aber ihre Mütter verloren.

 

Im Anschluss dürfen die Besucher Fragen stellen, und kurz vor 12 Uhr verschwinden die Elefantenkinder dann alle wieder - und mit ihnen auch die Besucher. Am Ausgang gibt es zum einen einen Souvenir-Shop, der allerdings recht teuer ist. Zum anderen war auch bei beiden meinen Besuchen ein Stand aufgebaut, wo man sich über Patenschaften informieren konnte und Elefanten-Patenschaften abschließen konnte. 

 

 

Während der gesamten Stunde wird übrigens darum gebeten, die Handys auf lautlos zu stellen und auch ruhig zu bleiben und nicht zu laut zu quatschen und rumzukreischen. Da häufiger Gruppen mit Kindern (Schulklassen beispielsweise) zu Besuch sind, wird sich leider nicht immer daran gehalten. Das kann die Elefanten stören und in ihrem Verhalten beeinflussen.  


Magst du Babyelefanten auch so gerne? Hast du schon einmal welche in freier Wildbahn gesehen?

Du möchtest mir etwas zu dem Artikel sagen? Du hast eigene Gedanken und Anregungen, oder auch Kritik, die du einbringen möchtest? Ich freue mich über deinen Kommentar. 


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Kommentare: 3
  • #1

    Jaimees Welt (Montag, 05 Oktober 2020 15:35)

    Ich kann Menschen nicht verstehen, die wegen der Stoßzähne oder noch schlimmer zum Vergnügen wildern! Wie oft sieht man Fotos, wie sie stolz mit ihren armen Opfern posieren! Einfach nur grässlich! Schön, dass den kleinen Elefanten dort geholfen wird! Dass die weiblichen Elefanten für immer bei ihrer Mutter bleiben, wusste ich gar nicht!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #2

    Mo (Freitag, 23 Oktober 2020 12:13)

    Ach, liebe Miriam,
    es ist ein so traurigschöner Beitrag. Es ist entsetzlich wie die Menschen es in so wenigen Jahren geschafft haben den Bestand der Elefanten so bedrohlich sinken zu lassen. Und das wegen etwas, dass Null Komma Null nutzen für den Menschen hat.
    Welche Auswirkung der Tod einer Elefantenkuh auf die Herde hat, ist wirklich erschreckend und macht das Ganze noch trauriger.
    Zum Glück gibt es Hilfe für die Waisen und das Kind hat noch eine Chance zu überleben.

    Deinen Artikel sollten wirklich alle lesen!

    Liebe Grüße
    Mo

  • #3

    Steffi (Freitag, 23 Oktober 2020 22:55)

    Huhu,

    leider hatte ich noch nie die Möglichkeit einen Elefanten geschweige denn ein Elefantenbaby in freier Wildbahn beobachten zu dürfen.

    Das Patenschaftsprogramm finde ich sehr interessant und auch wichtig. Toll, dass man auch Informationen dazu erhält etc., werde mir das mal genauer anschauen.

    LG
    Steffi