Für viele in Kenia ist der Lake Naivasha im Rift Valley, nur rund 60 Kilometer von Nairobi entfernt, ein Highlight und eine kleine Oase. Vor allem besser betuchte Menschen, die in der Hauptstadt Nairobi leben, fahren am Wochenende gerne an den Naivashasee. Ich muss gestehen, dass ich nicht ganz so begeistert vom Lake Naivasha bin wie viele andere. Zunächst einmal ist das Gebiet wahnsinnig touristisch, was heißt, dass permanent versucht wird, einem Geld aus der Tasche zu ziehen. Alles ist plötzlich zwei-, dreimal so teuer wie üblich und das hat mich zumindest genervt. Außerdem kann man den See nicht gemütlich per Spaziergang erkunden, da es keinen Rundweg gibt. Dafür aber ein paar tolle Ausflugsziele.
Spaziergang am Lake Naivasha in Kenia
Mein Plan war super. Ich hatte einen Tag frei und da ich so viel vom Naivashasee gehört hatte, machte ich mich früh am Morgen auf von Nairobi nach Naivasha und dachte, ich entspanne dort einfach ein wenig. Eigentlich wollte ich am Lake Naivasha spazieren gehen, ich dachte, man kann dort einfach hin und ein wenig am Ufer entlang schlendern. Dem ist allerdings nicht so, wie ich recht schnell feststellen musste.
Am Ufer stehen nämlich zumeist private Hotels, weshalb der See nicht einfach umrundet werden kann. Nach ein paar Metern stößt man auf einen Zaun. An anderen Stellen ist noch Natur pur am Ufer, sodass man dort nicht einfach so langgehen kann.
Und noch ein Punkt: Ich war ohne Auto unterwegs und bin zu Fuß von der Busstation aus gegangen. Die Hauptstraße ist allerdings meistens ein bis zwei Kilometer vom See entfernt, sodass man immer erst durch sehr staubige Wege ans Ufer laufen muss - und das auch häufig durch private Gelände.
Doch erst einmal zum Lake Naivasha selbst: Der Naivashasee ist der höchst gelegene im Great Rift Valley, im Ostafrikanischen Grabenbruch (also einem Teil des Großen Afrikanischen Grabenbruchs) und zusammen mit dem Baringosee der einzige Süßwassersee im Rift Valley. Die anderen bekannten Seen, etwa Lake Elementaita oder Lake Nakuru, die nicht weit entfernt liegen, sind stark alkaische Seen - darin findet sich also kein Leben und auch keine Hippos.
Der See liegt in einem wunderschönen Areal, auch wenn man das nicht immer sehen kann. Im Süden finden sich die beiden nicht mehr aktiven Vulkane Mount Longonot und Olkaria, die beide auch Naturschutzgebiete sind, im Norden der erloschene Vulkan Mount Eburru. Im Westen zeigt sich die Mau-Böschung, die rund 1000 Meter höher ist als die Ebene des Rift Valley. Im Osten wiederum liegt das Konagop-Plateau sowie der Nationalpark Aberdare mit dem Vulkankomplex Aberdare (und vielen sehr speziellen Tieren, unter anderem leben hier schwarze Panther).
Chillen im Naivasha County Club am Naivashasee in Kenia
Ich hatte keinen wirklichen Plan, wie so oft, wenn ich in Kenia einfach so losfahre und mir erst am Abend zuvor das Ziel überlegt habe. Auf der Hinfahrt habe ich ein bisschen auf dem Handy gegoogelt und kam auf den Naivasha County Club, der direkt am Naivashasee ist. Ich hatte gelesen, dass sich dort nicht nur Hotelgäste des Nobelschuppens aufhalten dürfen, sondern auch Tagesgäste willkommen sind, die im Garten-Restaurant was essen oder trinken.
Ich war wie gesagt mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und ließ mich also vom Matatu, den typischen kenianischen Minibussen, auf Höhe des Naivasha Country Clubs absetzen - die letzten anderthalb Kilometer musste ich allerdings querfeldein durch Staub wandern, denn das Matatu hält nicht an der Rezeption, sondern eben nur an der Hauptstraße. Aber kein Problem, ich wollte ja ohnehin etwas spazieren gehen.
Ich meldete mich an, Tagesgäste sind kein Problem, hörte ich und so schaute ich mich erst einmal im Garten um, der wirklich sehr gepflegt war. Ich ging ein wenig dort spazieren, hatte zum ersten Mal einen Blick auf den Naivashasee und ich habe Antilopen und Zebras beobachtet - für mich nach wie vor ein Highlight. Die liefen dort einfach im Garten herum, manchmal schauen wohl auch Flusspferde vorbei, die zahlreich im Lake Naivasha leben (und sehr gefährliche Tiere sind!).
Eigentlich wollte ich eine Cola im Café trinken (das habe ich immerhin als Grund angegeben, um in den Garten zu kommen). Nach meinem Streifzug durch den Garten saß ich also am Tisch und schaute den Wasserböcken, Gnus und Zebras zu - aber 30 Minuten lang bediente mich einfach keiner - und das wurde mir dann doch etwas zu doof und ich ging einfach wieder.
Bootsfahrt auf dem Lake Naivasha im Rift Valley
Eigentlich wollte ich eine Bootsfahrt auf dem See machen - was auch dazu führte, dass ich den Naivasha Country Club als Ausgangspunkt gewählt habe - allerdings war mir das mit 50 Dollar doch deutlich zu teuer. Das lag vor allem daran, dass man per Boot bezahlt und ich alleine war und sonst niemand zu der Zeit losfahren wollte. Kommen mehrere Personen zusammen, wird es also deutlich günstiger.
Es gibt generell aber auch günstigere Varianten um über den Naivashasee zu schippern, für Touristen, die etwas abenteuerfreudiger sind, könnte man sagen. Sowohl am öffentlichen Strand als auch in kleineren lokalen Lodges wie der Hippo Safari Lodge in der Nähe von Naivasha Stadt gibt es Bootsanleger und es ist immer ein Fischer irgendwo in der Nähe, der einen für ein bisschen Kleingeld rumfährt. Für eine Gruppe kostet eine Tour so um die 30 US-Dollar, die Preise sind verhandelbar. Eine Tour führt entweder einfach so auf dem Naivashasee herum oder zur Halbinsel Crescent Island hinüber, was der beliebteste Trip ist.
Obwohl ich inzwischen mehrfach am Lake Naivasha war, bin ich tatsächlich noch nie Boot gefahren!
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Lake Naivasha: Walking Safari auf Halbinsel Crescent Island
Auf Crescent Island kannst du, wie du in dem separaten Beitrag lesen kannst, eine Walking Safari machen. In dem privaten Schutzgebiet geht man zu Fuß und trifft dabei im besten Falle allerlei Tiere wie Zebras, Antilopen, Giraffen, Dikdiks und Nilpferde. Da die Halbinsel nicht sonderlich groß ist, kann man die Tiere eigentlich nicht verfehlen und sie immer irgendwo entdecken. Auch von den rund 300 verschiedenen Vogelarten, die hier leben, kann man einige beobachten, etwa Pelikane oder den Afrikanischen Weißkopfseeadler.
Inzwischen war ich schon öfter am Lake Naivasha und habe auch Crescent Island besucht - und auch wenn der Eintritt zu dem privaten Schutzgebiet 30 US-Dollar kostet und damit nicht gerade günstig ist, war es das Geld allemal wert. Crescent Island ist definitiv mein Highlight, wenn es um Aktivitäten am Naivashasee geht.
Im Westen des Lake Naivasha gibt es noch ein zweites privates Wildtierreservat, das Crater Lake Game Sanctuary, in dessen Mitte sich ein Kratersee befindet. Auch hier kann man Giraffen, Zebras und verschiedene Antilopen- wie Affenarten beobachten. Das Reservat habe ich bisher aber noch nicht besucht.
Lake Naivasha: Kann man hier baden und einkehren?
Ich habe mich ja nicht sehr lange im Naivasha Country Club aufgehalten und bin erst die anderthalt Kilometer zur Hauptstraße zurück spaziert und dann mit dem Matatu an den öffentlichen Strand gefahren. Auch dort ging es wieder 20 Minuten Fußweg durch Staub von der Haltestelle aus - anstrengend, weil ich permanent angequatscht wurde und die Typen ein Nein auch nicht akzeptiert haben. Jeder wollte mich mit dem Boot herumführen...
Der Strand ist nicht das, was man sich normalerweise unter Strand vorstellt. Er ist vor allem Arbeitsplatz. Ich traf dort zum einen viele Fischer, allerdings auch
ganz viele Marabus, was auch speziell war. Die Vögel waren zu Dutzenden, wenn nicht Hunderten in der Ecke, haben immer gewartet, dass irgendwas für sie abfällt und haben so jede Scheu vor
dem Menschen abgelegt. Für mich auch deshalb recht besonders, weil ich Marabus echt ein wenig unheimlich finde. Sie sind so furchtbar hässlich!
Vielleicht ist es schon angeklungen: Der Naivashasee ist definitiv kein Badesee! Mal abgesehen davon, dass der See voller Nilpferde ist, die wirklich sehr aggressiv sind und in Afrika die Säugetiere sind, die am meisten Menschen umbringen - ist es auch einfach nicht wirklich schön. Auch Krokodile gibt es hier übrigens hin und wieder mal, wenn auch selten. Immerhin ist der See als einer der wenigen Süßwasserseen in Afrika aber frei von Bilharziose, hat also generell Badewasser-Qualität.
Ich saß eine Weile am Strand, habe den Naivashasee betrachtet und die Sonne genossen, bis ich Hunger bekam. Da es am öffentlichen Strand nur ein kleines Kiosk gab und ich mich nicht von Keksen ernähren wollte, ging ich zum benachbarten Hippo Safaris Resort. Ich ging leider den Weg zurück zur Hauptstraße, um 200 Meter weiter wieder zum Ufer zurückzugehen. Das ist - wie sich nachher rausstellte - unnötig, man kommt vom öffentlichen Strand direkt zum Camp/Lokal.
In dem Resort, das eher kleine einheimische Lodge ist als Resort, habe ich 2018 auch mit meiner Familie übernachtet. Es ist auf jeden Fall recht speziell und es gibt wenig Komfort für inzwischen doch nicht mehr ganz so wenig Geld. Aber wer gerne mal etwas authentischer reisen möchte, findet hier Personal, das enorm liebenswert ist und sich immer um alles kümmert. Aber auch einfach so zum Einkehren bei geringem Budget eignet sich das Hippo: Ich habe eine große Portion "Chips Masala" (Pommes in Masala-Gewürz eingelegt), Kachumbari (Tomaten-Zwiebel-Salat) und zwei Cola zu mir genommen, während ich den Ausblick auf den See genossen haben - und das hat mich 400 Schilling, also rund 3,50 Euro, gekostet.
Lake Naivasha: Aktivitäten rund um den See
Einige der beliebtesten Aktivitäten rund um den Naivashasee in Kenia habe ich dir ja bereits vorgestellt: Bootfahren oder Walking Safari auf Crescent Island. Aber es gibt noch viele weitere Dinge, die du unternehmen kannst.
Rund um den Naivashasee finden sich zahlreiche Rosen-Plantagen. Wusstest du, dass eine große Mehrheit der Rosen, die auf dem deutschen Markt zu kaufen sind, aus Kenia kommen? Du kannst auf jeden Fall eine Rosenfarm besuchen und dort eine Führung machen - mehr Infos findest du in dem separaten Beitrag dazu.
Im Süden des Naivashasees, direkt auf der anderen Seite der Hauptstraße, liegt der Hell's Gate Nationalpark - einer der wenigen, die man auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden darf. Hier leben Giraffen, Zebras, Antilopen, Gnus, aber auch Warzenschweine und Büffel. Eine beliebte Tour führt mit dem Rad zur Schlucht, wo es dann zu Fuß durch die Schlucht, die einst Walt Disney zu der Todesszene von Mufasa in "Der König der Löwen" inspiriert haben soll, geht - und manchmal auch durch einen kleinen Fluss. Auch hier findet ihr alle Informationen in einem weiteren Beitrag.
Flusspferde und Krokodile im See - wie nah ans Ufer würdest du dich trauen?
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Stephan (Samstag, 03 April 2021 15:05)
Hi Miriam,
als ich die Überschrift gelesen hatte dachte ich selbstverständlich wie viele an einen wunderschönen ruhigen und perfekt zum schwimmen geeigneten See.
Irgendwie ist es schade dass dieser See so zugebaut wurde und die Nilpferde und Krokodile das schwimmen nur für Lebensmüde Mitmenschen möglich machen. Auf der anderen Seite finde ich es gut dass diese Tiere hier einen Lebensraum gefunden haben und ihn auch verteidigen;-)
Was mich etwas verwundert hat ist das du im Country Club nicht bedient wurdest, schließlich hattest du ja extra wegen einer Cola den Weg auf dich genommen:-)
Cool finde ich das die Zebras frei auf dem Grundstück herumlaufen.
Zum Glück hast du deine Cola schlussendlich an einer anderen Stelle inklusive etwas zum Essen noch bekommen und der Weg hatte sich noch gelohnt.
LG
Stephan
Mo (Samstag, 03 April 2021 15:54)
Liebe Miriam,
ach, schade, dass der See nicht wirklich zum Umwandern ist. Das ist doch gerade dies, was man gerne machen möchte.
Ich würde mich wohl nicht zu nah ans Ufer trauen. Gerade vor den Hippos habe ich echt Respekt.
Übrigens finde ich die Marabus auch nicht gerade schön und hätte wohl auch ein mulmiges Gefühl, wenn sie so jegliche Scheu vor dem Menschen verloren haben. Ihr Schnabel ist doch recht lang.
Das was die im Country Club widerfahren ist finde ich ehrlich gesagt unmöglich. Aber das passiert einem ja selbst hier in deutschen Lokalitäten.
Liebe Grüße
Mo
Auszeitgeniesser (Samstag, 03 April 2021 16:02)
Allein die Tatsache, dass es dort Wasser gibt, macht die Region ja zu einem Eldorado.
Doch ein Hippo � ist wirklich nicht zu unterschätzen. Immerhin zählen sie als die gefährlichsten Tieren der Welt.
Ich möchte nicht im Weg stehen, wenn die Kilos in Fahrt sind.
Liebe Grüße,
Katja
Viewofmylife (Samstag, 03 April 2021 16:05)
Liebe Miriam, die Rosenplantage in Naivashasee würde ich gerne mal sehen. Da glaubt man zu wissen, woher die Rosen kommen, die man kauft und siehe da...�Und apropo Niplpferde...wie gefährlich sind sie für uns? danke für den Einblick und schöne Ostertage
Julia (Samstag, 03 April 2021 16:38)
Hallo Miriam,
was für ein schöner Bericht und so sieht man mal das andere Leben und Urlaub dort. Es ist aber auch frech das man dich nicht bedient hat. Wohl wegen nur was Trinken. Aber das was du später noch gegessen und getrunken hast hörte dich lecker an und auch günstig mit 3,50 Euro.
Ich lass man liebe Grüße da
Julia
Vivienne Claus (Samstag, 03 April 2021 20:39)
Liebe Miriam,
eine Führung auf einer Rosenplantage in Kenia würde ich mir auch gern ansehen. Sicher interessant und da ich Disney Filme auch sehr gern mag und "König der Löwen" auch gern ansehe, darf natürlich der Hell's Gate Nationalpark nicht fehlen. Schöner Bericht.
Herzliche Grüße
Vivienne
Marion (Samstag, 03 April 2021 21:06)
Der Naivashasee ist auch mir in schöner Erinnerung geblieben. Tolle Tage auf dem See. Peter fing seinen ersten Fisch überhaupt. Ich sah meine erste Würgeschlange im Schilf vom Boot aus. Die Nilpferde kamen Nachts aufs Gelände des kleinen Hotels. Ich wachte auf vom Geräusch der Riesen. Wieder so schöne Fotos und Erzählungen von dir, die auch meine wieder aufgefrischt haben. Ps: vergiss den Country Club. Das essen war auch bei uns nicht gut und die Getränke lauwarm.
Jana (Samstag, 03 April 2021 21:27)
Ich habe bis eben noch nie von diesem See gehört oder gelesen! Aber wieder viel gelernt! Zuerst dachte ich auch, dass es sich hierbei um einen tauglichen Badesee handelt, aber dank der Tiere darin würde ich das auch lieber sein lassen. Schön, dass du mittlerweile schon häufiger dort warst! Soll es irgendwann noch mal hingehen?
Liebe Grüße
Jana