18 der 44 Länder, die ich bereits habe, sind als Entwicklungsländer klassifiziert. Aber was heißt das eigentlich, Entwicklungsland? Der Begriff ist umstritten, genau wie die Alternativen Globaler Süden oder Dritte Welt. Schon durch das Reisen in ein solches Land leistet man Entwicklungshilfe, ob man möchte oder nicht. Bei Entwicklungshilfe geht es nämlich um den Austausch: Geld, Spenden, Material, Personal - das aus dem Globalen Norden in den Globalen Süden kommt. Das kann vor Ort Folgen haben.
Im Jahr 2019 habe ich insgesamt 51 Beiträge auf meiner Website veröffentlicht - aus Ghana, Sao Tome und Principe, Kenia, Deutschland, Kreta, Italien, Spanien und Polen. Ich habe mal ausgewertet, welche Texte bei euch besonders gut ankamen: Und Afrika und das europäische Helfersyndrom scheint ein großes Thema bei euch zu sein - ob das nun massenweise Sachspenden im Urlaub sind oder Freiwilligendienste. Ohnehin mögt ihr persönliche Texte offenbar lieber als reine Reiseberichte.
Urlaub in einem Entwicklungsland erfordert meist eine Antwort auf die Frage: Wie mit dem Elend umgehen? Kinder, die in zerfetzter Kleidung herumrennen, dreckig, die um Süßigkeiten betteln. Der erste Impuls ist, seine Habseligkeiten zu teilen. Doch gut gemeint ist nicht immer gut gemacht – es gibt sogar ein Land, in dem du dafür inhaftiert werden kannst, Kindern etwas zu geben. Ich habe hier ein paar Gründe für euch, warum ihr es lassen solltet, im Urlaub wahllos Sachen zu verschenken.
Manchmal ist es ziemlich simpel, ein Verhalten zu durchschauen, wenn man nur eine Weile hinschaut. So geht es mir inzwischen hier in Kenia, vor allem im Bezug auf die Kinder. Es fing damit an, dass ich mich wunderte über die Portionen, die jedes Kind jeden Tag verdrückt. Sie essen gut das drei- bis fünffache von mir, als gäbe es kein Morgen mehr. Aber bei ihnen gab es im Leben eben schon Situationen, als es "morgen" tatsächlich kein Essen mehr gab.