Der Ursprung der Rose: Auf einer Rosenfarm in Kenia

Zum Valentinstag gibt es traditionell Rosen. Aber wusstest du, dass die meisten Rosen auf dem deutschen Markt aus Kenia stammen? Manche landen zwar über einen Umweg in den Niederlanden in Deutschland, aber viele Rosen stammen von einer von Dutzenden Rosenfarmen am Lake Naivasha. Wer sich in Naivasha aufhält, kann die Farmen besuchen. Führungen sind meist kostenlos, wobei sich der/die Guide über Trinkgeld freut. Meistens lassen sich die Touren auch sehr spontan organisieren. Dort erfährst du alles von der Aussaat über die Pflege und Ernte, die verschiedenen Rosenarten, das Zuschneiden und Kühlen bis hin zum Abtransport - und der Hochsaison rund um den Valentinstag.


Rosenfarm in Kenia: So kommst du an eine Führung

Nicht nur an Muttertag und zum Valentinstag sind Rosen ein beliebtes Geschenk. Rosen sind die meist verkauften Schnittblumen in Deutschland - und das mit großem Abstand, sie machten 2019 40 Prozent der gesamten Schnittblumen-Verkäufe hierzulande aus. 

 

Doch woher kommen die Rosen eigentlich, die gerade jetzt zum Valentinstag beliebt sind und en masse verkauft werden? Aus Kenia! Zumindest sehr viele Rosen, die in Deutschland auf dem Markt sind. Zwar liegt die Niederlande offiziell mit 70 Prozent Marktanteil auf Platz 1, allerdings werden die meisten Rosen dort nur abgewickelt. Die meisten Rosenfarmen in Kenia liefern zunächst in die Niederlande, von dort aus werden die Rosen weiter verteilt.  

 

In Kenia werden die Rosen vor allem an einem Ort produziert: Rund um den Lake Naivasha im Rift Valley gibt es eine große Auswahl an Rosenfarmen. Die meisten brüsten sich damit, fair zu produzieren, aber inwiefern das deutsche Fair dem kenianischen entspricht und inwiefern es überhaupt stimmt, lässt sich leider nur schwer überprüfen. Dennoch solltest du auf einige Dinge achten, wenn du zum Valentinstag Rosen verschenkst - damit nicht nur dein Gegenüber Freude hat, sondern auch die Hersteller nicht leiden. 

 

Vor allem Ende Januar und Anfang Februar ist auf den Rosenfarmen Hochbetrieb - kurz vor dem Valentinstag ist der Bedarf an Rosen in Europa am größten, dann werden die meisten Mengen abgesetzt. 

 

Als meine Familie nach Kenia kam, kam der Wunsch auf, eine Rosenfarm zu besuchen. Das war zwar außerhalb der Hauptsaison rund um Valentinstag oder Muttertag - aber Rosen werden in Kenia das ganze Jahr über gezüchtet. Es ist also zu keinem Zeitpunkt ein Problem, die Rosenfarmen zu besuchen. 

 

Es gibt die Möglichkeit, die Tour als Tagesausflug ab Nairobi zu machen, was rund anderthalb Stunden Fahrzeit entfernt liegt, aber wer sich ohnehin am Lake Naivasha oder in der Umgebung aufhält, wie wir das taten, kann das auch gut für einen kurzen Zwischenstopp nutzen. 

 

Naivasha lässt sich sowohl mit dem Auto erreichen (wobei die Strecke über den Pass nicht ganz ohne ist, da hier Lkw und generell Autos auf allen Spuren - und Nicht-Spuren - überholen), als auch mit dem Matatu. Hier solltest du aber etwas mehr Zeit einplanen, zwischen zwei Stunden und drei Stunden ist alles möglich. Ab Nairobi und Limuru gibt es auch Express-Matatus, die fahren die komplette Strecke durch - allerdings ist die Wartezeit dann auch öfter länger, bis das Auto voll ist. 

 

Ich weiß, dass Oserian zwischen Lake Naivasha und dem Hell's Gate Nationalpark solche Führungen anbietet, wir haben die Tour jedoch bei Maridadi Flowers gemacht, da ich von ihnen am schnellsten einen Rückruf erhalten hatte. 

Rosenfarm in Naivasha: So läuft die Führung ab

Direkt am Eingang des Hauptgebäudes von Maridadi Flowers wurden wir von zwei Damen empfangen, die den Rundgang über die Rosenfarm mit uns machten. Sie fragten vorher, was wir sehen wollen, wie viel Zeit wir haben und was uns am meisten interessiert. Es war auf jeden Fall schön, dass wir den Besuch so mitbestimmen konnten. Rund anderthalb Stunden waren wir schließlich vor Ort.

 

Zuerst wurden wir in die riesigen Treibhäuser geführt, wo uns die beiden Frauen alles Wissenswerte zum Anbau von Rosen erzählten. Wir lernten Rosen nicht nur an Hand von Farbe, sondern auch an Hand von Länge zu unterscheiden. In jedem Treibhaus findet sich eine andere Sorte an Rosen, die spezielle Pflege braucht, weshalb in jedem Treibhaus auch festes Personal arbeitet, das nicht einfach wechseln kann, wenn andernorts jemand krank ist.

 

Wir erfuhren, wie die Rosen bewässert werden (inzwischen wohl nicht mehr aus dem Lake Naivasha, nachdem der sehr viel Wasser verloren hat, weil von den Rosenfarmen illegal viel Wasser abgepumpt wurde), was man gegen Schädlinge unternimmt (mal mit Chemie, mal auf natürliche Art) und dann durften wir auch einer Truppe beim Ernten und Sortieren (nach Stillänge) zuschauen.

 

In einen Bund kommen immer Rosen mit der gleichen Stillänge. Deshalb werden sie direkt im Treibhaus vorsortiert. Jede Rose wird einzeln in eine Messanlage gelegt und wandert von dort aus in einen Eimer. Ist der Eimer voll, kommt er auf eine Schubkarre und ist die Schubkarre voll, werden die Pflanzen abtransportiert.

 

Es ist schon erstaunlich, dass man hierzulande - außer rund um Valentinstag und Muttertag - einen Bund Rosen mit acht Pflanzen für zwei, drei Euro kaufen kann, wenn man sieht und bedenkt, wie viele Menschen an der Produktion beschäftigt sind und noch alles per Hand machen: pflegen, schneiden, sortieren, binden, verpacken.

 

Vom Treibhaus aus machen wir noch einen kleinen Rundgang über die Anlage mit einem Wasserdepot und alle unsere Fragen werden beantwortet. Ob das immer wahr ist (etwa, wenn man uns erzählt, dass man nur acht Stunden Dienst hätte, aber die Pflückzeiten eigentlich schon darüber hinaus gehen), sei mal dahin gestellt.



Von Kenia nach Europa: So landen die Rosen in Deutschland

In einer großen Halle schließlich werden die Rosen verarbeitet und auch hier dürfen wir zuschauen und Fragen stellen.

 

Auf einem Tisch werden die Stile zurecht geschnitten und nicht mehr schöne Blätter entfernt - damit die Rosen auch hübsch aussehen.

 

An einem anderen Tisch werden immer acht oder zehn Rosen, je nach Sorte, zusammen gebunden. Meistens sind es die gleichen Farben, manchmal auch bunt gemischte Sträuße. Die Arbeitsprozesse sind genau abgestimmt und auch wenn es kaum Fließbänder hier gibt, läuft alles wie am Fließband. Jeder weiß genau, was zu tun ist und jeder Handgriff sitzt. 

 

Ist der Bund Rosen erstellt, wird er mit Pappe verpackt, sodass die Pflanzen rundum geschützt sind. Die Papp-Bündel werden dann wiederum in größeren Kisten gelagert. Ein Fließband bringt die Ware schließlich in das riesige Kühlhaus.

Jeden Tag starteten gleich mehrere Cargo-Flieger mit Rosen an Bord nach Europa. Maridadi, die Farm, die wir besuchten, gehört einem Niederländer, die Blumen werden also erst einmal nach Amsterdam geflogen. Von dort aus werden sie dann über Europa verteilt. Generell passiert das sehr häufig: Die Rosen werden von Kenia in die Niederlande geflogen, denn die meisten Rosenfarmen werden durch Niederländer betrieben. So landen sie dann über Umwege in Deutschland. 

 

Bis sie abgeholt werden, lagern sie im Kühlraum, am Nachmittag kommt ein perfekt gekühlter Lastwagen, der die Blumen zum Flughafen bringt, wo sie ins ebenfalls bestens temperierte Flugzeug verladen werden. Wird es den Rosen nämlich zu warm, gehen sie kaputt. Und das wäre ein Millionenschaden, nicht nur am Valentinstag. An jedem Ort und zu jeder Zeit brauchen die Rosen eine bestimmte Temperatur - schon ein Grad Abweichung kann die gesamte Ladung zerstören.

 

Wer sich noch weiter für die Rosenfarmen in Kenia und den Transport interessiert, kann mal in eine Dokumentation vom Hessischen Rundfunk reinschauen, die den Weg der Rosen sehr spannend nachzeichnet.

 

Dieser Beitrag ist erstmals am 17. Mai 2019 erschienen und wurde am 11. Februar 2022 überarbeitet.


Magst du Rosen? Achtest du darauf, woher die Blumen kommen?

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Kommentare: 14
  • #1

    Auszeitgeniesser (Mittwoch, 10 Februar 2021 17:12)

    Und da dachte ich immer, Rosen kommen fast alle aus Holland, wie auch die Tulpen.
    Ich muss gestehen, Schnittblumen sind nicht meins. Mir tun die Pflanzen einfach leid, daher ist hier alles voll Grünpflanzen und anderen Dingen, die im Topf und damit der Erde groß werden dürfen.

    Aber wenn ich Blumen verschenke, dann ist es mir sehr wichtig woher sie stammen. Einfach Thema Pestizide, Arbeitsbedingungen,...

    Danke für die schönen Einblicke.
    Viele Grüße, Katja

  • #2

    Anja (Mittwoch, 10 Februar 2021 21:57)

    Wie spannend, liebe Miriam. Ich dachte tatsächlich auch, dass der Großteil der Rosen aus den Niederlanden stammt und dort nicht nur eine Zwischenlandung macht.

    Euer Besuch auf der Rosenfarm klingt nach einem echten Erlebnis - toll, dass ihr den Ablauf quasi selbst bestimmen konntet. Und sogar einen Blick in die Halle werfen durftet, in der die Blumen verpackt werden.

    Herzlichen Gruß
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

  • #3

    Karin (Donnerstag, 11 Februar 2021 10:37)

    Sehr schön, diese Rosen! Trotzdem ist es immer wieder Wahnsinn, wie weit Schnittblumen transportiert werden. Aber immerhin schafft es dort Arbeitsplätze. Ist eben immer alles ein zweischneidiges Schwert.

  • #4

    stephan (Donnerstag, 11 Februar 2021 11:58)

    Hi Miriam,
    Ich wusste gar nicht, dass der Großteil an Rosen mittlerweile in Kenia angebaut werden.
    Im Nachbardorf meiner Eltern hat ein Niederländer ebenfalls ein riesiges Gewächshaus in dem Rosen angebaut werden.
    Dieses bietet leider nicht wie in Kenia eine Führung an, doch dass dieses viel zu klein ist um ganz Europa mit Rosen zu versorgen wird mir auch gerade klar.
    Krass über was für Themen man nie nachdenkt. ...
    LG
    Stephan

  • #5

    Sandra (Donnerstag, 11 Februar 2021 13:17)

    Wahnsinn, was du schon alles erlebt hast. Ich bin auch immer der Meinung, dass die miesten bei uns erhältlichen Blumen aus den NL kommen. Daher fand ich deine Infos und auch Einblicke wieder sehr spannend. Danke dafür.
    Viele liebe Grüße
    Sandra

  • #6

    Mo (Donnerstag, 11 Februar 2021 16:57)

    Liebe Miriam,

    beim Blumenimport habe ich immer gleich die Niederlande im Kopf. Dass die Rosen aber zum größten Teil aus Kenia kommt, damit hätte ich nun gar nicht gerechnet. Interessant, dass es da solche großen Rosenfarmen gibt.
    So eine Führung würde ich aber auch mitmachen. Das ist schon sehr spannend, wobei ich ja selber keinen grünen Daumen habe.

    Liebe Grüße
    Mo

  • #7

    Jana (Donnerstag, 11 Februar 2021 21:16)

    Nein das wusste ich tatsächlich nicht! Nur dass viele Tulpen (vielleicht auch die meisten) aus den Niederlanden stammen. Um ehrlich zu sein, kaufe ich selten Schnittblumen, weil ich einfach keinen Platz habe, wo sie schön zur Geltung kommen. Aber ich frage mich oft, wie viele von den vielen Blumen in den Läden ein kurzfristiges Zuhause finden und wie viele leider verblühen! So schade drum!

    Liebe Grüße
    Jana

  • #8

    Julia (Freitag, 12 Februar 2021 05:11)

    Ich wusste das auch nicht. Aber da habe ich auch noch nie dran gedacht das die Rosen aus Kenia kommen. Wer würde das auch so denken. Aber Wahnsinn das man von dort die Rosen bekommt die wir so lieben. Auf jeden Fall sind es tolle Rosen. Wahnsinn mit der großen Rosenfarm. Muss schön sein sich das Live anzusehen.

    Liebe Grüße
    Julia

  • #9

    Katharina (Freitag, 11 Februar 2022 13:05)

    Tatsächlich wusste ich das, da ich selbst in der Landwirtschaft arbeite. :) Ich finde es einerseits super dass sich die kenianische und auch andere afrikanische Länder einen Platz am Weltmarkt erobern - und gleichzeitig auch verrückt was wir alles um die halbe Welt karren um es günstig jederzeit im Supermarkt zu finden…

    Viele Grüße,
    Katharina (www.windelnundworkouts.de)

  • #10

    Moni (Freitag, 11 Februar 2022 13:07)

    Hey Miriam,

    ein bisschen finde ich es schon erschreckend welchen weiten Weg Rosen bis nach Deutschland zurücklegen müssen. Ein Wunder, dass sie im Laden noch so frisch aussehen.
    Schade, dass sie quasi über die Niederlande weiter verteilt werden. Ist das logistisch gesehen praktikabler? Jedenfalls kaufe ich selten Blumen, ich mag sie im Garten wachsend lieber. Allerdings habe ich besonders im Blumenladen selber noch nie ein Herkunftsetikett gesehen. Und im Supermarkt? Keine Ahnung. Muss ich unbedingt mal darauf achten.
    Aber es ist auch trauri wie viel Arbeit in der Zucht und "Ernte" der Rosen steckt und wie wenig Geld am Ende wieder zurückfließt.

    VG Moni

  • #11

    Grit Oppitz-Heinemann (Freitag, 11 Februar 2022 17:39)

    Und wieder was dazugelernt! Nie hätte ich gedacht, dass es Kenia Rosenfarmen gibt und dass diese Rosen auch hier in Deutschland verkauft werden. Danke für die Einblicke und den Wissensgewinn.

  • #12

    Kathleen (Donnerstag, 17 Februar 2022 11:21)

    Wow, was für ein interessanter Beitrag. So einen Blick hinter die Kulissen zu werfen ist schon toll. Kaum zu glauben, was alles unternommen wird, damit wir mitten im Winter für drei Tage frische Blumen stehen habe. Von dem was für die Leute in Kenia übrig bleibt ganz zu schweigen. Das ist einfach nur traurig.

    Liebe Grüße

    Kathleen

  • #13

    Sarah (Mittwoch, 23 Februar 2022 23:06)

    Ich bin zufällig bei deinem Artikel gelandet, da meine Schüler der 8. Klasse morgen einen Sachtext zu genau diesem Thema lesen sollen. Darin geht es nicht nur um den Rosenanbau und die damit verbundenen Arbeitsplätze, auch die damit verbundenen Schäden für Umwelt und besonders den See und das Trinkwasser werden darin hervorgehoben.

    Vielen Dank für deine Führung und liebe Grüße!

  • #14

    Hans Hermann (Donnerstag, 08 Juni 2023 12:32)

    Hallo , im Bericht von Eurer Rosenfarm , wurde unter anderen sich beschwert , das Ihr den dort Lebenden , das Wasser wegnehmt und das unterstützen wir nicht !!