Privates Reservat am Rande der Serengeti: Ikona Wildlife Management Area

Tansania - das steht auch für Safari. Doch eine Safari mit tollen Tier-Beobachtungen kannst du nicht nur in den weltbekannten Nationalparks machen. Wie wäre es mit einer Safari am Rande der Serengeti - in einem privaten Schutzgebiet? Die Wildlife Management Areas wurden vor rund 15 Jahren etabliert, damit die Dörfer rund um die Serengeti vom Tourismus profitieren - und somit gleichzeitig zum Natur- und Tierschutz beitragen. Aus Wilderern wurden Ranger, Lodges und Camps gebaut und so entstand 2006 die Ikona Wildlife Management Area (WMA). Da Ikona zum Ökosystem der Serengeti gehört, kannst du auf Safari die gleichen Tiere sehen wie im Nationalpark - von Löwe bis Elefant.


 

Hinweis in eigener Sache: 

Mein Besuch in der Serengeti sowie in der Ikona Wildlife Management Area war eine Pressereise für eine Reportage in der Frankfurter Rundschau. Unterkunft und Transport vor Ort wurden von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt gestellt und finanziert, der Parkeintritt in die Nationalparks und die Verpflegung von meinem damaligen Arbeitgeber, der Frankfurter Rundschau. Für Ikona fiel für mich kein Eintritt an. Die Pressereise fand auf Wunsch der Frankfurter Rundschau statt, Gegenleistungen oder Verpflichtungen waren nicht daran gebunden.

 
     

Wildlife Management Area - was ist das?

Wer die Serengeti in Tansania besucht, ist in der Regel schon gut ausgelastet - immerhin ist das Gebiet des Nationalparks fast 1,5 Millionen Hektar groß. Also genug Fläche, um eine Woche herumzufahren und nicht das gleiche zu sehen. 

 

Doch zum Ökosystem der Serengeti gehört noch viel mehr als nur der Nationalpark. Da wären beispielsweise die weiteren Nationalparks Ngorongorokrater zwischen Arusha und Serengeti in Tansania oder die Masai Mara, die nördlich direkt an die Serengeti grenzt, aber bereits in Kenia liegt.

 

Auch rund um die Serengeti findet sich viel Natur - doch außerhalb der Nationalparks dürfen sich Menschen frei bewegen und auch ansiedeln, was innerhalb des Nationalparks nicht erlaubt ist. Für Wildtiere hingegen gibt es diese Nationalpark-Grenzen nicht, denn der Nationalpark ist in der Regel nicht eingezäunt. Und so bewegen sich Tiere auch außerhalb der Grenzen - in Richtung menschliche Siedlungen. 

 

Das führt immer wieder zu Konflikten zwischen Tieren und Menschen. Elefanten beispielsweise, die Felder plündern und damit die Lebensgrundlage einer ganzen Familie nehmen. Oder Geparde, Leoparden und Löwen, die Nutztiere reißen. Deshalb haben sich Bewohner oft auf die Jagd gemacht, um die ungebetenen Tieren fernzuhalten und zu töten, ehe sie ihnen die Existenzgrundlage nahmen (denn in Tansania gibt es keine Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld - jeder muss sich selbst versorgen). 

 

Ein weiteres Problem ergab sich, wenn Nashörner oder Elefanten den sicheren Raum des Nationalparks verließen. Draußen waren sie vor Wilderern nicht mehr geschützt - und mit der Wilderei ließ sich viel Geld verdienen. Nur so als Vergleich: Binnen acht Jahren, zwischen 2009 und 2017, dem Jahr, in dem mein Besuch war, ist die Population der Elefanten in Tansania um 60 Prozent zurückgegangen. In der Serengeti gab es Ende der 90er Jahre nur noch zwei weibliche Nashörner - nur durch Zufall, weil ein Bulle aus dem Ngorongorokrater nach einem Revierkampf gen Serengeti wanderte, wurde die Art erhalten.  

 

Ein Teil der Lösung des Konflikts bilden sogenannte Wildlife Management Areas (WMA). Das sind Schutzgebiete, die man an Nationalparks angrenzend gebildet hat. Die Dörfer, die auf dem Gebiet der Wildlife Management Area liegen, bekommen Hilfen zum Aufbau einer touristischen Infrastruktur durch die Zoologische Gesellschaft Frankfurt, die Europäische Union und andere Organisationen, im Gegenzug dazu verpflichten sie sich, Natur und Wildtiere zu schützen. 

 

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hat zwei der Wildlife Management Areas am Rande der Serengeti gegründet, eines der beiden liegt im Süden und nennt sich Makao, das andere liegt im Nordwesten und nennt sich Ikona. Die Wildlife Management Area (WMA) Ikona dehnt sich auf 242 Quadratkilometer aus, fünf Dörfer befinden sich auf dem Areal. 


Ikona Wildlife Management Area: Der Sinn

Der Sinn der Wildlife Management Areas, kurz WMA, in Tansania liegt darin, die Wildtiere und die Natur zu schützen und Menschen und Tiere/Natur besser in Einklang leben zu lassen - und gleichzeitig Einheimischen Job- und Verdienstmöglichkeiten aufzuzeigen. 

 

Die Menschen, die in der Wildlife Management Area (WMA) leben, schützen die Tiere nicht nur aus Spaß an der Freude. Es sind oft völlig abgelegene dörfliche Gebiete mit viel Armut - Dörfer, die nahe an Touristen-Hotspots liegen, aber nichts vom Geld sehen, das Touristen mitbringen. 

 

Genau hier setzt das Projekt an: Auf der einen Seite sollen Einheimische für Natur und Tierwelt sensibilisiert werden und für deren Schutz eintreten, andererseits soll aber genau das auch dazu führen, dass sie Einnahmen generieren. Statt wilde Tiere zu jagen, weil sie Farmland bedrohen oder sie zu wildern, um Geld damit zu verdienen, sollen die Menschen durch den Safari-Tourismus Geld verdienen.

 

Fünf Dörfer gehören zur Ikona Wildlife Management Area WMA. Viele der Männer in den Dörfern haben zuvor ihr Geld damit verdient, als Wilderer unterwegs zu sein und Tiere zu töten, die von der Serengeti herüber gewandert kamen. Das ist verwerflich - allerdings dürfen wir die Lebensumstände nicht außer Acht lassen: Viele Menschen hatten keine andere Einkommensquelle, die Wilderei brachte gutes Geld - und wir reden hier immerhin vom tödlichsten "Job", den ein Mensch in Subsahara-Afrika ausüben kann. Nirgendwo sonst sterben so viele Menschen wie beim Wildern. 

 

2006 wurde also die WMA in Ikona etabliert - die einstigen Wilderer wurden zu Rangern ausgebildet. Es wurde eine Safari-Lodge hochgezogen, die ebenfalls Arbeitsplätze brachte. Anwohner wurden zu Safari-Guides ausgebildet. Der Vorteil an Wildlife Management Areas wie Ikona: Der Staat hat hier keinen Einfluss darauf, was passieren darf und was nicht - deshalb können die Menschen hier beispielsweise Walking Safaris anbieten, die in der Serengeti nebenan verboten sind.

 

Das Projekt der WMA in Tansania läuft übrigens sehr gut. Die Ikona Wildlife Management Area hat 2016 rund eine Million US-Dollar verdient. Die Hälfte wurde für die Gehälter der Mitarbeiter und Ranger sowie den Erhalt der Infrastruktur in der WMA investiert, die andere Hälfte geht in Infrastrukturprojekte in den Dörfern von Fort Ikoma. So wurden neue Schulen und neue Straßen gebaut. Weil Einwohner sehen, dass der Tourismus ihnen hilft und mehr Geld bringt als die Jagd oder Wilderei, ist die Unterstützung nach anfänglich großer Skepsis inzwischen groß. 


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Ikona Wildlife Management Area: Safari mit Tier-Garantie

Aber eignet sich solch ein Randgebiet an einem Nationalpark wie der Serengeti überhaupt für eine Safari? Oh ja! Denn hier gibt es genau die gleichen Tiere wie in der großen Serengeti nebenan auch. Wie bereits gesagt, die Tiere wissen nicht, wo die Grenze verläuft zwischen Serengeti Nationalpark und Ikona Wildlife Management Area - es ist schließlich ein Ökosystem. 

 

Ich war nicht lange in der Ikona WMA, hauptsächlich um mich mit Rangern und Tourguides - 24 Scouts waren bei meinem Besuch 2017 bereits ausgebildet - zu unterhalten. Dennoch fuhren wir rund eine Stunde durch das Gebiet und sahen schon bei dieser einen Stunde Elefanten, Büffel, verschiedene Antilopen, Gnus, Giraffen und Zebras. 

 

Generell kannst du hier auch Löwen, Leoparden, Flusspferde, Krokodile und in seltenen Fällen sogar Nashörner sehen. Also wirklich alle Tiere, die dir in der Serengeti auch über den Weg laufen. Die beste Reisezeit ist übrigens im Mai und Juni - denn die Große Gnuwanderung, wenn Millionen Zebras und Gnus zwischen Masai Mara in Kenia und Serengeti und Ngorongorokrater in Tansania umherwandern, macht dann in der Ikona WMA Halt.  

Safari in der Ikona WMA: Wissenswertes zu deinem Besuch

Die Ikona Wildlife Management Area kannst du sowohl als Tagesbesucher als auch für eine mehrtägige Safari erkunden. Tagesbesucher kommen meist über das Gate im Süden in die WMA - dort verlassen sie die Serengeti und sind sofort in der Ikona Wildlife Management Area. Der Eintritt für einen Tag kostet 10 US-Dollar (Stand 2017). 

 

Inzwischen gibt es mehrere Camps und Lodges - vom simplen Zeltplatz bis zur Luxus-Lodge innerhalb der Ikona Wildlife Management Area. Du kannst also problemlos auch mehrere Tage hier verbringen - vor allem in der Zeit, in der die Gnus und Zebras in der Ikona WMA sind, also Mai und Juni, lohnt sich das. Denn die Millionen Gnus und Zebras ziehen auch Löwen und andere Raubtiere an. Ich glaube, ich würde einen Besuch am ehesten mit der Serengeti kombinieren. Also beispielsweise zwei Nächte in der Serengeti und zwei in Fort Ikona. So nimmst du von beiden Parks das beste mit!

 

Toll ist zudem, dass es die strengen Regeln wie etwa Sperrzeiten in der Ikona WMA nicht gibt. Die Ranger und Safari-Unternehmen vor Ort bieten auch Nachtsafaris an, um besonders nachtaktive Tiere zu sichten - das gibt es in der Serengeti nicht. Zudem kann man auch zu Fuß auf Safari gehen - und einem Elefant als Mensch gegenüber zu stehen ist noch einmal etwas ganz anderes als ihm im Auto sitzend zu begegnen (in Tansania habe ich das in der Serengeti erlebt, als uns Elefanten auf dem Picknickplatz überrascht haben - in Ghana habe ich bei einer Walking Safari im Mole Nationalpark auch Elefanten getroffen - und in Botswana sogar bei einem Spaziergang an der Hauptstraße von Kasane!)

 

Fort Ikona und die WMA sind allerdings auch nicht ganz so einfach zu erreichen, denn sie liegen im Grenzgebiet zwischen Kenia, Tansania und Uganda - und zwischen Nationalparks, durch die man nicht kostenfrei hindurchfahren kann. Wer den direkten und schnellsten Weg wählt, kommt mit dem Flieger, Fort Ikoma hat einen eigenen Flugplatz, rund acht Kilometer vom Gate zur Wildlife Management Area entfernt.

 

Von Arusha aus sind es zwar nur rund 270 Kilometer, aber die Fahrt dauert rund sechs bis acht Stunden - und sie führt durch zwei Nationalparks (Ngorongorokrater - auch wenn man hier nur am Kraterrand lang fährt und Serengeti), für beide musst du jeweils rund 72 US-Dollar Eintritt bezahlen - sowohl auf dem Hinweg als auch auf dem Rückweg. Ein Besuch in der Ikona WMA lohnt dann also vor allem in Verbindung mit einer Safari in der Serengeti. 


Würdest du lieber in einem Nationalpark auf Safari gehen oder in einem privaten Reservat?

Du möchtest mir etwas zu dem Artikel sagen? Du hast eigene Gedanken und Anregungen, oder auch Kritik, die du einbringen möchtest? Ich freue mich über deinen Kommentar. 


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Kommentare: 9
  • #1

    Mo (Mittwoch, 27 Januar 2021 11:35)

    Liebe Miriam.

    es ist schon traurig zu lesen, dass Einheimische ihre Ernte vor den Tieren verteidigen müssen, weil ihnen sonst die Lebensgrundlage fehlt. Zum Glück gibt es eine Alternative. Ein Segen wohl für beide Seiten, denn du schreibst ja, dass das Wildern auch sehr gefährlich für den Mensch ist. Von den gejagten Tieren mal ganz zu schweigen.
    So eine geführte Nachtsafari würde ich auch mitmachen wollen. Ist bestimmt noch aufregender als am Tage. Die Atmosphäre ist dann viel intensiver, vermute ich.

    Liebe Grüße
    Mo

  • #2

    stephan (Mittwoch, 27 Januar 2021)

    Hi Miriam,
    ich finde es klasse was du schon alles erlebt hast.
    Die Tiere auch einmal nachts beobachten zu können stelle ich mir sehr interessant vor und spricht für mich klar dafür lieber in so einem privaten Reservat Auf Safari zu gehen!
    Ich habe so eine Safari zwar augenblicklich nicht auf meiner Urlaubsliste für die kommenden Jahre, aber wer weiß was noch so passiert.
    LG
    Stephan von Blindfuchs.de

  • #3

    Anja (Mittwoch, 27 Januar 2021 23:00)

    Liebe Miriam,
    diese Wildlife Management Areas sind eine tolle und nachhaltige Sache. Und da sich das Angebot vom Serengeti-Angebot unterscheidet, wird es hoffentlich immer mehr genutzt. Mich würden sowohl Nachtwanderung als auch Walking Safari sehr reizen.

    So eine Safari, (fast) ganz gleich wo, zählt zu meinen großen Träumen - besonders für mein Kind. Es liebt "seine" wilden Zootiere so sehr. Diese einmal in ihrem natürlichen Lebensraum erleben zu können, wäre grandios.
    Herzlichen Gruß
    Anja von STADT LAND WELTentdecker

  • #4

    Katharina (Donnerstag, 28 Januar 2021 10:41)

    Wie immer machen mir deine Reiseberichte über Afrika richtig Lust wieder dirt hinzufahren. Wir hatten auch ganz tolle Erlebnisse in und rund um die Serengeti - mit dem richtigen Guide haben wirklich atemberaubende Abenteuer erlebt.

  • #5

    Ute (Donnerstag, 28 Januar 2021 11:06)

    Liebe Miriam,
    Dir gehen scheinbar die Themen nicht aus. Hier hast du ein wichtiges Thema aufgegriffen. Naturschutz ( Schutz der Wildtiere) und das Leben und Überleben der Menschen. Ich denke, mit der jetzigen Reiseflaute verschärft sich die Situation wieder. Ich hoffe, dass es die Welt schafft, solche Reservate zu erhalten und wir die Tierwelt in freier Natur weiterhin erleben können.
    Lg Ute reist

  • #6

    Julia (Donnerstag, 28 Januar 2021 11:34)

    Hallo Miriam,

    wieder tolles Thema was einen sonst nicht bewusst ist, Ich lerne durch deine Themen, deine Reise, die du durch deinen Post machst lernt man immer mehr was kennen. Ich kannte das Projekt gar nicht, aber es hört sich sehr gut an. Vor allem für Tiere und Mensch. Eine Nachtwanderung hört sich richtig interessant an und bestimmt Aufregend.
    Ich hoffe das irgendwann das Reisen wieder geht. Für das Leben, für uns und damit du wieder Reisen kannst und uns davon Berichtest.

    Liebe Grüße
    Julia

  • #7

    Sandra (Donnerstag, 28 Januar 2021 17:14)

    Hach,
    wieder einmal tolle Infos. Und vor allem eben solche, die man sonst nicht bekommt, weil du einfach länger dort warst und viel erlebt hast. Afrika ist definitiv ein Ziel, dass ich irgendwann bereisen möchte. Und ich weiß ja, wo ich die besten Infos dazu finde.
    Liebe Grüße
    Sandra

  • #8

    Isa (Donnerstag, 28 Januar 2021 18:06)

    Wow was ein tolles Konzept! Ich finde solche Projekte total spannend und finde gerade deshalb sollte man dort hinfahren und mit seinem Besuch unterstützen. Oft fehlen mir dazu einfach die Informationen, deshalb umso schöner, dass du so ausführlich berichtest, vielen Dank liebe Miriam!

  • #9

    Jana (Donnerstag, 28 Januar 2021 22:47)

    Das muss ein unbeschreibliches Erlebnis sein! Ich kenne die Tiere Afrikas ja leider nur aus dem Zoo und aus dem Fernsehen, sie in freier Wildbahn zu sehen, muss wirklich spannend sein, vor allem wenn es so viele sind. Ich finde auch toll dass aus den ehemaligen Wilderern Ranger wurden! Toller Wandel!

    Liebe Grüße
    Jana