Der Atlantik ist ein Ozean mit Charakter: Während der Indische Ozean mit glasklarem Wasser, wenig Wellengang und Traumstränden bezaubert, ist das beim Atlantik längst nicht überall so. Stattdessen herrschen hier bisweilen raue Sitten. Und so haben viele westafrikanische Länder zwar viel Küste, aber Badestrände gibt es nur wenige, denn meistens ist die Strömung viel zu stark. Am Coco Beach ein paar Kilometer östlich der Hauptstadt Lomé in Togo und keine halbe Stunde Fahrzeit von der ghanaischen Grenze ist das Baden möglich, denn hier beruhigt ein Riff die Strömung. Allerdings wird auch hier immer wieder viel Müll angespült, der das Baden unangenehm macht.
Coco Beach: Togos einziger Badestrand ist voller Müll
Über Lonely Planet bin ich auf diesen Ort gestoßen: Coco Beach, eine besondere Empfehlung, etwas außerhalb von Lomé, der Hauptstadt Togos. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch in Ghana, hatte aber ohnehin eine Reise nach Togo geplant.
Da ich in Ghana Strände vermisste, an denen man auch zum Schwimmen in den Atlantik konnte, war der Coco Beach meine erste Anlaufstelle in Togo. Es gibt rund um den Coco Beach in Togo einige Hotels, wobei zwei davon empfehlenswert sind: Das Hotel Coco Beach und das Hotel Plage du Robinson. Letzteres vermietet unter dem Namen Case de Crusoe auch günstige Bungalows, die optimal für Low-Bugdet-Reisende und Backpacker sind. Ich habe mich genau aus diesem Grund auch für letzteres entschieden und mich zwei Nächte im Hotel Plage du Robinson am Coco Beach eingemietet.
Doch schon beim ersten Blick an den Strand habe ich einen großen Schreck bekommen: Das hier soll der beste Strand zum Baden in Togo sein?
Der Coco Beach war komplett zugemüllt. Ich habe in Ghana, vor allem am Labadi Beach, nun echt schon viele schlimm vermüllte Strände gesehen und generell liegt in Accra ja auch überall Müll herum - aber das hat wirklich alles getoppt. Ich saß auf einem Liegestuhl und hatte maximal schlechte Laune. So hatte ich mir meine Auszeit am Meer nicht vorgestellt.
Anstatt im Meer zu plantschen, war an Baden hier nicht zu denken. Denn auch im Meer schwamm allerlei Unrat. Von Kleidungsstücken, Flipflops und Flaschen bis hin zu Polstern von Sitzmöbeln und Sofas. So etwas habe ich noch nie gesehen.
Selbst wenn also die Strömung hier problemlos das Baden ermöglicht - wer möchte denn bitte gerne zwischen all dem Müll schwimmen?
Ich jedenfalls nicht. Und ehrlich gesagt, wollte ich hier auch nicht wirklich am Strand liegen. Auch wenn das Wetter ohnehin nur mäßig war, sobald ich die Augen geöffnet habe, war die Ruhe und Zufriedenheit, die ich sonst am Meer verspüre, wie weggespült. Wer ständig damit konfrontiert wird, was wir Menschen mit unserem Plastikmüll der Erde und der Umwelt antun, der kann ja gar nicht völlig abschalten und entspannen - oder wie seht ihr das?
Coco Beach Lomé: Wifi-Stunden statt Zeit am Strand
Am zweiten Tag meines Aufenthalts am Coco Beach wurde meine Laune nicht wirklich besser. Nicht nur, dass der Strand noch immer so aussah wie tags zuvor, hat es auch noch geregnet wie aus Kübeln. Es war zwar warm, aber gemütlich am Strand liegen war also doppelt unmöglich.
Noch dazu waren in meinem Zimmer Reparaturarbeiten. Von 10 bis 16 Uhr konnte ich mein Zimmer nicht betreten, weil eine Lampe (!) getauscht werden musste. Dafür hat das Personal auch mein komplettes Zeug auf den Boden geworfen, weil sie meinen Tisch als Leiter genutzt haben. Und auf meinem Tisch hatte ich meine Sachen ausgebreitet.
Da Strand und Zimmer also unmöglich waren, habe ich stattdessen die Anlage etwas erkundet und an einem schönen Ort, einer Art offenem Bungalow zwischen den Hütten und zwischen Palmen, das wirklich gute Wifi genutzt. Zudem habe ich es mir im Restaurant schmecken lassen. Die vegetarische Auswahl war zwar begrenzt, sodass es zweimal Spaghetti mit Pesto gab, aber das Essen war echt lecker - vor allem die Nachspeise, Mousse au Chocolate! Auch wenn ich das Hotel des Mülls wegen nicht noch einmal buchen würde, zum Essen würde ich jederzeit wiederkommen!
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Coco Beach Hotel in Lomé: Strand sauber, Anlage marode
Nachdem ich am Mittag, als es aufgehört hatte zu regnen, erneut sechs Säcke Müll gesammelt habe und das Personal damit etwas überfordert habe (ja, wohin nur damit?), habe ich beschlossen, das Gelände für einen Spaziergang zu verlassen. Da ich ja nicht direkt am Hotel Coco Beach war, wollte ich wissen, ob es dort schöner ist als am Plage du Robinson.
Eigentlich hatte ich vor, am Hotel Coco Beach auch mein Abendessen einzunehmen, denn auch wenn mir das Essen im Plage du Robinson gut geschmeckt hat, so ist etwas Abwechslung doch ganz nett. Also bin ich auch gegangen, um mir dort mal die Speisekarte anzuschauen.
Das Hotel Coco Beach sieht auf den ersten Blick auch sehr herunter gekommen aus, allerdings war der Strand, also der richtige Coco Beach, tatsächlich aufgeräumt und sauber. Auch im Wasser sah es so aus, als sei deutlich weniger Müll unterwegs - wobei der Eindruck auch täuschen kann. Die Strömung ist die paar Meter weiter nicht grundlegend anders und spült damit an beiden Strandabschnitten eigentlich das gleiche an. Ich fand das übrigens echt krass - man sah am Strand genau, wo der Abschnitt des Hotels Coco Beach war - bis dahin war alles sauber. Und wo der private Hotelstrand (dafür muss man Eintritt zahlen, wenn man kein Hotelgast ist!) des Plage du Robinson anfing - Müll über Müll.
Auf der Speisekarte fand sich leider gar nichts (!) Vegetarisches, nicht einmal Salat. Also bin ich zum Essen doch in mein Hotel zurückkehrt, das immerhin ein sehr schön gestaltetes Restaurant hat.
Spaziergang rund um den Coco Beach in Lomé
Während die Anlage vom Plage du Robinson echt schön ist und auch gepflegt gehalten wird, ist das Umfeld nicht so dolle.
Eigentlich wollte ich beim Spaziergang nicht direkt vom Plage du Robinson zum Hotel Coco Beach wandern, denn das sind nur ungefähr 200 Meter (am Strand entlang direkt sogar nur rund 100 Meter). Also habe ich mich auch ein wenig in der Gegend umgeschaut.
Beziehungsweise ich habe versucht, mich dort umzuschauen. Leider liegt der Coco Beach sehr abgeschieden vom Zentrum von Lomé und die Umgebung war alles andere als gemütlich: Zwischen Slum, Hafen und Fabriken befand sich unglaublich viel Müll. Das Wetter tat sein übriges, denn durch den vielen Regen in den Stunden zuvor stand das Wasser auf den Straßen und manchmal waren sie sogar unpassierbar. Wer also gerne Strandurlaub mit etwas Sightseeing in der Umgebung erkundet, sollte nicht unbedingt den Coco Beach als Ausgangspunkt wählen.
Coco Beach in Lomé: Anlage gepflegt, Strand vermüllt
Die Hotelanlage des Plage du Robinson war hingegen deutlich schöner als die des Hotels Coco Beach. Und generell auch sehr gepflegt. Das Restaurant bestand aus einer Holzhütte auf Holzpfosten und lag direkt am Strand. Es gab einen bunten Spielplatz und enorm viele Grünpflanzen. Und so habe ich dann auch den Abend ausklingen lassen: Ich habe mich mit einem Bier auf die Schaukel gesetzt und einfach nur den Wellen gelauscht. So kommt dann doch immerhin etwas Strandgefühl auf.
Am dritten Morgen, meinem Abreise-Tag war der Strand plötzlich sauber. Ob das Zufall war, wo ich einen Tag vorher in den sozialen Medien die schlimmen Müll-Bilder online geteilt hatte? Ich weiß es nicht. Ein Mitarbeiter war auf jeden Fall mit einem Rächen und einer Schubkarre maximal lustlos unterwegs und hat aufgeräumt. Immerhin das!
Als auch noch die Sonne herauskam, war ich fast ein wenig sehnsüchtig (bis ich eine Schildkröte als Haustier entdeckt habe...). Die Hotel-Chefin sagte mir beim Gehen noch, dass es nicht immer so vermüllt sei, das liege an der Strömung (übrigens ohne, dass ich das Thema Müll noch einmal angesprochen hatte). Aber nun ja, als größere und bessere Hotelanlage finde ich schon, dass es ihr Job ist, den Strand aufzuräumen. Und das im Zweifel eben jeden Tag. Dafür zahlen die Gäste schließlich.
Warst du schon einmal an einem Strand, an dem total viel Müll angespült wurde?
Du möchtest mir etwas zu dem Artikel sagen? Du hast eigene Gedanken und Anregungen, oder auch Kritik, die du einbringen möchtest? Ich freue mich über deinen Kommentar.
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Tanja R. (Donnerstag, 01 Oktober 2020 17:21)
Oh, das klingt ja sehr durchwachsen. Schade, dass Du nicht alles optimal genießen konntest. Die Schildkröte sieht aber sehr gechillt aus.
Claudia (Montag, 05 Oktober 2020 16:53)
Schon allein die Bilder lösen bei mir Wehmut aus. Ich möchte auch wieder zum Strand, das Meer rauschen hören. Und die Schildkröte ist erst süß. LG, Claudia
earlyhaver (Montag, 05 Oktober 2020 16:54)
Ein wirklich guter und vor allem informativer Artikel! Es ist schon heftig, wieviel Müll angespült wird. Ich glaube, das wird wohl noch schlimmer werden in der Zukunft. Ich verstehe nur nicht, wie die Einheimischen das oft nicht stört. Es gibt ja noch viele andere Länder, in denen Sauberkeit und Hygiene nicht wichtig zu sein scheint. Es gibt nicht mal das Wort Recycling. Mittlerweile sollte es sich doch nun wirklich rumgesprochen haben, was das bedeutet. Jedenfalls wäre meine Laune auch in den Keller gegangen. Danke für den kleinen Einblick! LG!
Jaimees Welt (Montag, 05 Oktober 2020 16:55)
Schon krass diese Strandbilder, die man hier und da bei dir sieht. Ich finde gut, dass du immerzu selbst mit anpackst und so viel selbst einsammelst. Es ist so schade, was alles im Meer rumschwimmt!
Liebe Grüße
Jana von SimplyJaimee.de
Julia Baumgarten (Montag, 05 Oktober 2020 16:55)
Es ist so traurig an so einem wunderbaren Strand soviel Müll zu sehen. Das muss doch echt nicht sein, wenn nur jeder seinen Müll wieder mitnimmt wäre soviel schon getan, für die Zukunft. Aber wenn die Menschen nicht beginnen umzudenken, wird das leider nichts.
Alles Liebe,
Julia
Sophia (Montag, 05 Oktober 2020 16:56)
Wow zu erst dachte ich, was für ein schöner Strand...und dann kam das Bild mit dem Müll :( Es ist einfach so traurig, dass gegen diese Müllberge nichts gemacht wird. Hut ab, dass du Müll gesammelt hast. Leider glaube ich, dass solche Bilder in den nächsten Jahren noch zunehmen werden, wenn wir jetzt nichts gegen die Klima-und Umweltprobleme machen. Danke, dass du uns mit diesem Beitrag die Augen ein Stück weiter öffnest.
Lieber Gruß aus Berlin
Sophia
Sandra Storfinger (Montag, 05 Oktober 2020 16:57)
Danke für die Einblicke, die Du uns immer wieder gibst. Das Müllproblem an Stränden oder im Meer ist traurig. Aber solange die Menschen da nicht selbst mitdenken, wird das wohl immer so bleiben.
Ich finde Deine Initiative super toll und würde glatt mit Dir sammeln.
Viele liebe Grüße an Dich
Sandra von storfine.de
Monique Meipunkt (Montag, 05 Oktober 2020 16:57)
Schon auf Instagram hatte ich ja das schockierende Foto vom Coco Beach gesehen. Noch immer bin ich total sprachlos. Ein großes Lob an dich, dass du den Müll gesammelt hast. Schade nur, dass das Personal mit so was überfordert zu sein schien.
Liebe Grüße,
Mo
Saskia Katharina Most (Montag, 05 Oktober 2020 16:58)
Ich bekomme gerade direkt wieder Fernweh. Ich liebe den Strand und das Meer. Umso trauriger finde ich es wie viel Müll da am Strand lag. Wenigstens war am anderem Morgen alles wieder weg. Es ist und bleibt aber irgendwie erschreckend.
Liebe Grüße,
Saskia Katharina
Tanja L. (Montag, 05 Oktober 2020 17:19)
Dass in anderen Ländern die Uhren anders ticken und ein anderes Verständnis von Umwelt- und Naturschutz herrscht, ist mir klar. Aber wie ein Hotel sich nicht um einen sauberen Strand kümmern kann, werde ich nie verstehen. Leider wird ja in Sachen Umweltschutz oft nicht genug getan (und woanders noch mehr rumgemosert). Wo sollen sie auch hin mit dem Müll? Ihn in den nächsten Wald kippen? Aber wenn man mal Serien wie "Rotten" auf Netflix anschaut, dann versteht man auch, wieso Plastikflaschen und abgepackte Lebensmittel in manchen Regionen überlebenswichtig geworden sind. Große Konzerne pumpen das wenige Wasser ab und es werden Monoplantagen für uns gepflanzt.
Viele Grüße,
Tanja